Es ist der 29. März 2021 . Sechs Tage nach meinem Rückflug aus Cancun, Mexiko. Mehrere Anrufe in Abwesenheit von Häni... komisch... der ruft mich selten an.
Ich rufe zurück und erhalte die schlimmste Nachricht seit langem in meinem Leben. Peggy ist tot. Gefunden auf der Toilette am Sonntag, 28.3.21 in Ihrer Wohnung in der Nähe von Bern. Abgemagert, Mischkonsum von Antidepressiva und Alkohol - Herzversagen.
Ich schreie, weine, schweige... sprachlos entsetzt.
Kurz informiere ich meine Mutter, da ich als Zwischenlösung im alten Kinderzimmer hause.
Packe all meine Ritualutensilien zusammen, Trommel, Kerze, Schlafsack, Matte. Mit dem Fahrrad ins Rottal, zu meinem Kraftort.
Die Kerze brennt, ich singe, schreie, weine für dich, für mich, für uns. So wütend und traurig zugleich.. du bist einfach weg, nie mehr kann ich deinen Körper umarmen, nie mehr mit dir "blöd due" und lachen. Mit niemandem sonst hab ich so viel gelacht, so viel Freude, Trauer, Geschichten geteilt. Gin und Wein getrunken, Kokain für hunderte von Franken konsumiert, abgetanzt zu House Musik und auch mit niemandem sonst so viel gelitten.
"Waaruuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuummmm?" Mein Schrei so laut ins unendliche Universum, doch die Antwort bleibt stumm.
Du hast gekämpft, immer und immer wieder. Ein Auf und Ab. Seit mehreren Jahren war das Leben hauptsächlich nur noch eine Qual für dich. Verstritten mit den Eltern, den leiblichen Vatter nie gekannt, deine Mutter verloren im 2019, zu jung zu viele Drogen, zu wenig Halt von zu Hause, Medikamente, Alkohol, andere Drogen, Antidepressiva, instabile Beziehungen, Depressionen, Klinik, WG, wieder eine Wohnung, wieder Klinik.. von Langenthal nach Bern.. von Jahr zu Jahr weniger Kontakt zu deinen alten Freunden, auch zu mir. Jahre habe ich versucht zu helfen, gemacht was ich konnte. Bis ich an meine Grenzen kam und keine Energie mehr hatte für dich... ich habe mich abgegrenzt... dadurch hatten wir immer weniger Kontakt.
Doch immer warst du präsent und für immer im Herzen Peggy.
Die letzte Nachricht von dir passierte über das Neujahr... ich in Playa del Carmen, du in Bern. "Es guet Neus Mus, i ha di gärn".
Es tut mir so Leid dass ich dich nicht mehr besuchen konnte. Doch ist es wie es ist. Jeder kann über sein Leben selber entscheiden.
Wir lassen dich gehen. Du hast entschieden zu gehen. Eine Erlösung, deine Befreiung.
Jetzt ruhst du in Frieden und ich trage dich mit mir in Erinnerung. Du wunderschöne, lustige und willensstarke Frau.
Dein nächstes Leben wird einfacher sein und du wirst nicht mehr so kämpfen müssen, da bin ich mir sicher.
Und so erfahre meine erste bewusste Erfahrung mit einer nahstehenden Person die gestorben ist. Der Tod - er gehört einfach zum Leben - du kannst ihn lieben oder hassen. Niemand kennt ihn genau. Manchmal kommt er schnell, manchmal langsam, er ist jedoch immer ehrlich und auch unberechenbar.
Ich bin überzeugt, dass je mehr wir uns mit ihm auseinandersetzen, desto einfacher fällt es uns andere gehen zu lassen und desto weniger Angst haben wir im Leben.
Und vor allem leben wir bewusster.
Peggy, durch deinen Tod habe ich erlebt, wie schnell es gehen kann. Wie wichtig es ist, uns Zeit zu nehmen, unseren geliebten Menschen alles zu sagen was uns auf dem Herzen liegt, immer wieder zu verzeihen und zu akzeptieren, dass jeder Verantwortung über sich selber übernehmen kann und soll.
Ich liebe dich von Herzen - für immer.
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